Leitlinien
Wir sind junge Menschen im Alter von 18 bis 35 Jahren mit eigenen Depressionserfahrungen. Eintritt möglich bis 33 Jahre. Hauptziel unserer Treffen ist der Austausch und die damit verbundene Stabilisierung im Alltag, sowie die Entwicklung neuer Ideen, die den Therapieerfolg unserer Mitglieder unterstützen. Mitglieder haben die Chance, das Miteinander und die Arbeit in der Gruppe nach ihren Wünschen mitzugestalten. In dem obligatorischen Telefonat mit einem aktiven Mitglied haben Interessenten die Möglichkeit, offene Fragen zu stellen und mögliche Ängste anzusprechen.
Ablauf der Gruppentreffen
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Organisationsrunde
- Themen: Neuigkeiten von der JSH, AKIS, Bürgerstiftung sowie interne Anliegen oder Probleme in der Gruppe und Organisation.
- Zeitlicher Rahmen: Die reguläre Orgarunde ist auf 20 Minuten begrenzt. Weiteres wird vorher angekündigt oder in einem extra Termin besprochen.
"Wir haben eine Mail bekommen, dass es ein Update zu den neuen Förderprogrammen der Bürgerstiftung gibt."
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Begrüßung
- Die Gruppenleitung oder eine moderierende Person eröffnet die Runde.
- Es erfolgt eine kurze Vorstellung neuer Teilnehmenden sowie eine Erklärung des weiteren Ablaufs.
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Blitzlicht
- Ablauf: Kurze Abfrage des persönlichen Befindens und eventueller Themenwünsche.
- Vorstellung: Jeder stellt sich mit Vornamen, Alter und eventueller Rolle kurz vor.
- Hinweis: Wir halten uns kurz und prägnant.
"Ich bin Marc, 23, Moderator. Meine Woche war anstrengend, Unistress. Ich würde heute gerne über 'Druck durch Eltern' sprechen."
"Ich bin Lara, 26. Mir geht es heute etwas schlechter, und ich würde gern über den Umgang mit Einsamkeit sprechen."
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Gesprächsrunden
- Gruppengröße: Die Gesprächsrunden finden in Gruppen von 5 bis 10 Personen statt.
- Bei ausreichender Teilnehmerzahl werden Teilgruppen aufgeteilt – die Gruppenwahl erfolgt bestmöglich frei.
- Inhalt: Teilnehmende können persönliche Erfahrungen oder gemeinsame Themen einbringen.
- Moderation: Die moderierende Person agiert als einfacher Teilnehmender und achtet lediglich auf den Ablauf und die Einhaltung der Leitlinien. Siehe auch FAQ#Was macht das Moderations-Team?
- Ablauf:
- Erste Gesprächsrunde
- Kurze Pause (10 Minuten)
- Zweite Gesprächsrunde
"Ich möchte meine Erfahrungen mit neuen Bewältigungsstrategien teilen, die mir helfen, meinen Alltag besser zu meistern."
"Meine Therapeutin hat mir einen neuen Therapieansatz vorgeschlagen. Ich bin da noch nicht so wirklich überzeugt von. Hat damit schonmal jemand Erfahrungen gemacht?"
- Gruppengröße: Die Gesprächsrunden finden in Gruppen von 5 bis 10 Personen statt.
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Abschluss Blitzlicht
- Ziel: Abfrage des persönlichen Befindens zum Ende der Sitzung – Was nimmst du aus dem Treffen mit?
"Mich haben die Themen heute sehr mitgenommen. Ich denke, das wird mich noch eine Weile beschäftigen, aber ich komm damit klar."
"Ich bin froh heute da gewesen zu sein. Ich konnte mich mit vielen Themen Identifizieren. Mit geht es besser als vorher."
1. Verschwiegenheit und Vertraulichkeit
- Grundsatz: Alles, was in der Gruppe besprochen wird, bleibt innerhalb der Gruppe.
- Anonymität: Die Identität und Privatsphäre aller Teilnehmenden werden selbstbestimmt gewahrt – dies schließt auch Freizeitaktivitäten und jegliche Interaktionen mit Dritten ein. Außerhalb der Treffen grüßen wir uns nur nach vorheriger Absprache (siehe auch FAQ#Was muss ich zu Freizeit mit der Gruppe wissen?).
- *Leitsatz:
Ihr redet nicht über die Selbsthilfegruppe. 😄
2. Selbstverantwortung
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Krisenhilfe: Bei akuten Krisen verweisen wir auf das professionelle Hilfsangebot ([https://jsh.ac/notfall/]).
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Eigenverantwortung: Unsere Gesundung liegt in der Hand jedes Einzelnen.
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Gestaltung: Jeder ist aktiv an der Gestaltung der Gruppe beteiligt – sei es durch persönlichen Austausch, Freizeitaktivitäten oder gegenseitige Unterstützung.
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Organisation: Für die Koordination nutzen wir die WhatsApp Community auf freiwilliger Basis.
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Wichtiger Hinweis:
Wir sind für unsere Gesundung selbst verantwortlich.
Weder die moderierende Person noch andere Teilnehmende können oder sollen die Verantwortung für das Wohlergehen anderer übernehmen. -
Gruppenkonflikte: Bei Konflikten oder Themen in der Gruppe ist das Awareness-Team die erste Anlaufstelle.
"Ich fühle mich mit einer Grenzüberschreitung unwohl - ich kann mich an das Awareness-Team wenden."
3. Trigger und unerwünschte Themen
- Grundsatz: Wir stellen sicher, dass sich alle Anwesenden bereit fühlen, schwierige Themen anzusprechen – im Zweifel wird nachgefragt.
- Vermeidung: Eine detaillierte und bildhafte Ausführung von Trigger- oder unerwünschten Themen ist zu vermeiden.
- Beispiele (unter anderem):
- Missbrauch
- Selbstverletzendes Verhalten
- Arzneimittel
- Essgestörtes Verhalten
- Suizidale Gedanken
- Missionierung, Politik und Religion
- Trauma
"Ich würde gerne mit euch über ein schwieriges Trigger-Thema sprechen. Sind alle fine damit?" → "Okay, ich würde gerne über XY sprechen."
4. Offenheit und Ehrlichkeit
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Grundsatz: Wir gehen ehrlich miteinander um – persönliche Erfahrungen haben Vorrang.
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Formate: Themen können eingebracht werden als:
- Aussprechen ohne Feedback
- Erfahrungsaustausch
- Frage nach Ratschlägen
- Allgemeines Thema
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Freiheit: Jede erzählende Person entscheidet selbst, wie sie ihr Thema präsentieren möchte. Ratschläge, Erfahrungen, Fragen und Feedback erfolgen immer freiwillig und nur auf Wunsch.
"Ich teile meine Geschichte, möchte aber keine Ratschläge dazu."
"Ich frage, ob jemand ähnliche Erfahrungen gemacht hat, um mich weniger allein zu fühlen."
"Ich weiß noch nicht, was genau ich dazu hören möchte [...]"
5. Akzeptanz und Respekt
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Respektvoller Umgang: Wir hören einander zu, lassen uns ausreden und vermeiden ablenkende Beiträge.
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Wertschätzung: Die individuellen Probleme und Themen jedes Einzelnen behandeln wir als gleich wichtig und gleich schwierig.
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Lösungsvorschläge: Diese werden ausschließlich dann eingebracht, wenn sie ausdrücklich erwünscht sind.
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Andere Blickwinkel: Beim eröffnen anderer Blickwinkel ist es wichtig darauf zu achten Erfahrungen nicht abzusprechen.
"Ich lasse meinen Gesprächspartner ausreden, auch wenn ich glaube, eine Lösung parat zu haben."
"Ich frage zuerst, ob mein Vorschlag erwünscht ist, bevor ich einen Ratschlag gebe."
6. Verschnaufpause
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Pausenregel: Es ist legitim, sich für eine kurze Verschnaufpause aus der Gruppe zurückzuziehen.
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Begleitung: In diesem Fall wird der betreffenden Person Begleitung angeboten.
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Frühzeitiges Ende: Falls jemand die Sitzung vorzeitig verlassen möchte, wird dies angekündigt.
"Ich nehme mir fünf Minuten, um frische Luft zu schnappen, wenn mich das Gespräch überfordert."
"Wenn ich merke, dass ich emotional zu sehr belastet bin, bitte ich um eine kurze Verschnaufpause."
7. Verbindlichkeit und regelmäßige Teilnahme
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Teilnahme: Wir nehmen regelmäßig und pünktlich an den Gruppentreffen teil.
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Flexibilität: Ein spätes Nachkommen ist bis zum Einstieg in die Gesprächsrunden möglich – in Ausnahmefällen und nach Absprache auch nach der Pause, wobei ein einfaches Veto-Recht besteht.
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Absagen: Sollten wir es nicht zu einem Treffen schaffen, sagen wir idealerweise vorher ab. (Nochmal fragen, ob gewünscht)
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Unregelmäßigkeiten: Bei unregelmäßiger Teilnahme informieren wir die Gruppe rechtzeitig.
"Wenn ich weiß, dass ich es an einem Tag nicht schaffe, melde ich mich frühzeitig in der WhatsApp-Gruppe."
"Ich möchte zur Pause kommen, also frage ich in der Teilgruppe, ob ich noch dazukommen kann."
8. Die Gruppe entscheidet
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Gemeinsame Entscheidungen: Themen, die die Gruppenarbeit betreffen, werden gemeinsam besprochen und entschieden.
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Rahmen: Dies geschieht entweder in der Organisationsrunde oder in extra angesetzten Terminen.
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Anonymität: Es besteht die Möglichkeit, Themen auch anonym einzubringen.
"Ich reiche meinen Vorschlag anonym ein, weil mir ein bestimmtes Thema zu persönlich ist."
9. Umgang auf verschiedenen Plattformen
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Organisation: Für die Organisation der jungen Selbsthilfe nutzen wir WhatsApp und Discord.
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Freizeit: Freizeitangebote und -aktivitäten erfolgen auf freiwilliger Basis. Jeder ist herzlich eingeladen, sich zu beteiligen – Details dazu findest du auch im FAQ#Was muss ich zu Freizeit mit der Gruppe wissen?.
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Öffentlicher Austausch: Trigger-Themen und andere sensible Inhalte werden ausschließlich während der Gruppentreffen besprochen und nicht in öffentlichen Chats auf Discord oder WhatsApp ausgetauscht.
"Ich bespreche persönliche Krisenthemen nur im geschützten Rahmen eines Gruppentreffens und nicht in der öffentlichen WhatsApp-Gruppe."